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Auswirkungen des Wellenschlags auf das Makrozoobenthos der Unteren Havel zwischen Ketzin und Brandenburg | |
Paradies für Schiffbrüchige: Eine der vielen Havelinseln (Foto: L. Hendrich) |
Die Untere Havel (UHW)
soll künftig von Frachtschiffen der "Europa"-Klasse befahren werden. Durch die größere Verdrängung dieser Schiffe wird in der
Nähe der Fahrrinne mit verstärktem Wellenschlag gerechnet. Um die möglichen Auswirkungen auf das Makrozoobenthos zu prognostizieren,
erfolgte im Jahr 2004 die bislang umfangreichste Untersuchung der aquatischen Wirbellosenfauna in diesem Flussabschnitt.
Die Arbeiten wurden im Auftrag des Wasserstraßenneubauamtes Berlin und der Bundesanstalt
für Gewässerkunde Koblenz ausgeführt. Zeitgleich erfolgte eine Untersuchung der Schiffswellen und eine Modellierung der
Windwellen durch die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW). |
Die Havel entspringt der Südmecklenburgischen Seenplatte und nimmt in Berlin die Spree auf. Mit einer Lauflänge von 325 km und
einem Einzugsgebiet von rund 24.000 km2 ist sie der größte rechtsseitige Zufluss der Elbe. Durch das, von künstlichen
Stauhaltungen beeinflusste, extrem geringe Gefälle besitzt die Untere Havel überwiegend Stillgewässercharakter, zwischen
Berlin und Premnitz haben sich zahlreiche Flussseen ausgebildet. Das Untersuchungsgebiet liegt westlich von Berlin und erstreckt
sich zwischen der Ortschaft Ketzin und der Stadt Brandenburg (UHW-km 37,5-54,0). Im nördlichen Teil ist mit dem Trebelsee ein
typischer Flusssee enthalten. Der südlich anschließende Verlauf der Havel wird durch mehrere künstliche Mäander-Durchstiche
geprägt, dadurch entstanden zahlreiche Inseln und viele Seitenarme, die sich heute in unterschiedlichen Verlandungsstadien
befinden. In weiten Teilen besitzt der Fluss noch unbefestigte Sandufer, an einigen Stellen sind dem Ufer ausgedehnte Sandbänke
im Flachwasser vorgelagert. Die Ufer der Seiten- und Altarme werden von mächtigen Röhrichten gesäumt, die zumeist von Typha spp.
oder Phragmites australis dominiert werden und häufig mit Hochstauden und Gräsern durchsetzt sind.
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In einigen Havelbuchten finden sich noch ausgedehnte Schwimmblattzonen (Foto: L. Hendrich) |
Probenahme bei "schwerer" See (Foto: L. Hendrich) |
Im Verlauf der Untersuchung im Herbst 2004 wurden die vier hauptsächlich vorkommenden Substrate (Typha- und Phragmites-
Röhrichte, Sandgrund und Steinschüttung) an jeweils 60 Punkten bis zu einer maximalen Tiefe von 0,5 m halbquantitativ und
qualitativ beprobt. An mit Steinschüttung befestigten Ufern wurden Steine in einer wassergefüllten Schale abgebürstet und das
suspendierte Material anschließend gesiebt. Der Sandgrund wurde durch Kicksampling beprobt, die Röhrichte abgekeschert.
Die naturschutzfachliche Wertigkeit der Lebensgemeinschaften an den einzelnen Probestellen wurde anhand des Vorkommens
gefährdeter Arten und der Artenzahlen (jeweils bezogen auf die Mittelwerte der einzelnen Substrate) berechnet. |